Wie eine fremde Sprache zur zweiten Heimat wurde

Billie | Schüler

Für Billie bedeutet das Kroatisch zu Lernen weit mehr als die bloße Aneignung einer Fremdsprache – es ist der Bau einer Brücke zu einem Ort, der sein Herz bereits vor Jahrzehnten erobert hat. Sein Weg vom NATO-Soldaten zum Eigentümer einer kroatischen Wohnung zeigt, wie aus sprachlicher Neugierde durch beharrliches Lernen und echte Leidenschaft ein zweites Zuhause entstehen kann.

Schüler Billie

Zwischen Wyomings Morgengrauen und adriatischen Nachmittagen

Um sechs Uhr morgens in Cheyenne, Wyoming, während die Stadt noch schläft, sitzt Billie Addleman bereits hellwach vor seinem Computer und vertieft sich in kroatische Syntax und Vokabeln. Die Morgenroutine des Anwalts mag befremdlich wirken – seine wöchentlichen Sprachstunden finden im Morgengrauen statt – für Billie jedoch ist dies lediglich der Preis seiner Leidenschaft. Vor vier Tagen genoss er noch das Mittagessen am Meer in Split; heute trotzt er Temperaturen von minus 20 Grad Celsius. Sein Leben pendelt zwischen zwei Welten, die 8.000 Kilometer voneinander entfernt liegen.

Schüler Billie

„Wir reisen gerne, vor allem nach Kroatien.“

„Inzwischen kommen immer mehr Freunde zu uns und fragen: ‚Wir möchten nach Kroatien reisen. Was könnt ihr empfehlen?’“, erzählt Billie, seine Begeisterung selbst zu dieser frühen Stunde unüberhörbar. Was als zufällige Begegnung während eines NATO-Einsatzes in Bosnien 1996 begann, hat sich zu einer tiefen, beständigen Liebe für ein Land, eine Kultur und eine Sprache entwickelt, zu denen er zuvor keinerlei Verbindung hatte – ein ungewöhnlicher und bemerkenswerter Weg für jemanden, der eine Fremdsprache erlernt.

Wurzeln einer zwanzigjährigen Liebesgeschichte

Alles begann mit Übersetzern in Bosnien, die Billie dabei halfen, grundlegende Kenntnisse in Serbisch und Kroatisch zu erwerben, während er in beiden Gemeinschaften tätig war. Diese Erfahrung legte einen Samen, der über zwanzig Jahre ruhen sollte, bis Billie und seine Frau – ebenfalls Juristin – 2018 beschlossen, zum Hochzeitstag nach Kroatien zu reisen. Eine Woche in Dubrovnik mit Tagesausflügen nach Split und ins bosnische Mostar entfachte sein Interesse an der Sprache neu.

Brücken bauen durch Basketball

Der Zufall half nach: Nach ihrer Rückkehr entdeckten sie, dass ein Basketballspieler aus Mostar am örtlichen Junior College studierte. Billie begann, mit ihm auf Kroatisch zu sprechen, und holte seine alten Sprachbücher wieder hervor. Aus dem anfänglichen Kontakt entwickelte sich eine Freundschaft – der junge Mann verbrachte zweimal die Weihnachtsferien bei ihnen und wurde „Teil unserer Familie“. Durch ihn lernte Billie weitere kroatische und bosnische Sportler kennen, die in der Region studierten, und schuf so ein kleines Netzwerk, das die Sprache in seinem Alltag lebendig hielt.

„Man wiederholt nicht nur, man spricht. Das stärkt das Selbstvertrauen für echte Gespräche.“

Irgendwann wurde Billie klar, dass ihn das Selbststudium nur begrenzt weiterbringen würde. Er stieß im Internet auf „Lernen wir Kroatisch“. „Wenn man nicht nach Kroatien zieht und dort dauerhaft lebt, gibt es keinen besseren Weg, die Sprache zu lernen, als mit einem solchen Programm“, erklärt er. Der strukturierte Ansatz – wöchentliche Lektionen, gezieltes Vokabeltraining und konsequentes Üben – beschleunigte seine Fortschritte erheblich.

Momente des Durchbruchs und der Zugehörigkeit

Der Durchbruch ereignete sich in Petročane, einem kleinen Touristenort nördlich von Zadar. Billie betrat die örtliche Post, um ein Kinderbuch an den Sohn seiner Lehrerin zu schicken. Obwohl er anfangs auf Kroatisch fragte, ob die Angestellte Englisch spreche, erledigte er die gesamte Transaktion – vom Kauf eines Umschlags über das Adressieren bis zum Erwerb der Briefmarken – komplett auf Kroatisch. Als die Angestellte ihn fragte, warum er überhaupt nach Englisch gefragt habe, wenn sein Kroatisch doch so gut sei, durchflutete Billie ein Gefühl der Genugtuung, das all die frühmorgendlichen Lernstunden auf einen Schlag rechtfertigte.

Solche kleinen Erfolgsmomente häuften sich. In Dubrovnik war ein Kellner von Billies Sprachkenntnissen so beeindruckt, dass er vermutete, Billie müsse entweder dort geboren sein oder kroatische Eltern haben. Als Billie erklärte, dass er außer Bewunderung keine Verbindung zu Kroatien habe, schwenkte das Gespräch zu kroatischer Musik und Kultur. „Das hätte das mieseste Essen der Welt sein können“, kommentierte seine Frau später, „und es wäre trotzdem dein Lieblingsrestaurant – allein wegen der Worte dieses Kellners.“

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Vom Urlaub zum zweiten Zuhause

2022 hoben Billie und seine Frau ihre Beziehung zu Kroatien auf eine neue Stufe: Sie kauften eine Wohnung 15 Kilometer nördlich von Zadar. Was als sporadischer Tourismus begann, wurde zu einem zweiten Zuhause – ein Ort zum Zurückkehren, zum Knüpfen von Beziehungen, zum Dazugehören. Ihre morgendlichen Spaziergänge führen sie inzwischen zur örtlichen Pekara, wo sie Burek und Strudel holen, sie plaudern mit Nachbarn und genießen die schlichte Freude des Alltags an der Adria.

Billie hat sich weit über die Sprache hinaus der kroatischen Kultur verschrieben. Er verfolgt regionale Basketballteams, hat Stadien in Zagreb, Zadar und Šibenik besucht und ist bei seinen Aufenthalten regelmäßig bei Spielen anzutreffen. Er hat gelernt, Ćevapi, Moussaka und gefüllte Paprika zuzubereiten und bringt so ein Stück Kroatien nach Wyoming. Jeden Dezember erleben er und seine Frau den Advent in Zagreb, den er als unvergleichlich beschreibt – selbst das berühmte Rockefeller Center in New York könne da nicht mithalten.

Eine Zukunft zwischen zwei Welten

Obwohl seine juristische Karriere ihn vorerst in Wyoming hält, eröffnet der Ruhestand neue Perspektiven. „Nach unserer Pensionierung möchten wir die Hälfte des Jahres in Kroatien verbringen“, verrät Billie und malt sich Morgenszenen am Meer aus – statt im Schatten der Rocky Mountains. Bis dahin überbrückt jede wöchentliche Lektion, jedes Gespräch am Rande eines Basketballspiels, jede mit kroatischen Freunden ausgetauschte Nachricht die Distanz zwischen seinen beiden Lebenswelten.

„Wir hoffen, die Hälfte des Jahres in Kroatien zu verbringen, wenn wir in Rente gehen.“

Für Billie ist Kroatisch längst mehr als ein Konglomerat aus Grammatikregeln und Vokabellisten – es ist der Schlüssel zu einem zweiten Zuhause, einem parallelen Leben und zu Verbindungen, die sprachliche Barrieren mühelos überwinden. Seine Entwicklung vom NATO-Soldaten zum Wohnungsbesitzer an der Adria, vom Sprachanfänger zum fließenden Konversationspartner, verdeutlicht, wie das Erlernen einer Sprache, getragen von echter Leidenschaft, weit über eine akademische Übung hinauswächst. Es wird zur gelebten Zugehörigkeit.



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