Wie man die kroatische Sprache zum Leben erweckt

Nikolina | Lehrerin

Wenn Nikolina über ihren Beruf spricht, leuchten ihre Augen. Kroatisch unterrichten bedeutet für die 23-Jährige weit mehr als das Vermitteln von Grammatikregeln und Vokabellisten. Es ist ihr persönlicher Weg, die melodischen Dialekte, kulturellen Schätze und die warmherzige Lebensart ihrer Heimat in die Welt zu tragen. Mit einer seltenen Mischung aus Humor und didaktischem Geschick verwandelt sie jede Unterrichtsstunde in eine Entdeckungsreise.

Lehrerin Nikolina

Aufgewachsen in Čičkovina

Čičkovina – allein schon der Name dieses kroatischen Dorfes bei Varaždin ist ein Zungenbrecher. Hier, zwischen sanften Hügeln und endlosen Feldern, entwickelte sich Nikolinas Sprachgefühl in einer Gemeinschaft, deren Dialekt sich anfühlt wie ein Fingerabdruck der Region. „Wir sprechen, als würden wir singen“, erzählt sie und lacht, während sie den melodischen Tonfall ihrer Heimatsprache demonstriert.

„Unser Dialekt ist sehr melodisch, wir sprechen, als würden wir singen.“

Dieser musikalische Dialekt mit seinen charakteristischen offenen und geschlossenen Vokalen macht Einheimische außerhalb ihres Dorfes oft unverständlich für andere Kroaten. Doch genau diese Besonderheit schweißt die Dorfgemeinschaft zusammen. „Wer unseren Dialekt spricht, gehört dazu“, sagt Nikolina. Es ist eine akustische Heimat, die sie geprägt hat und die bis heute ihre Beziehung zur Sprache als etwas Lebendiges, Formbares bestimmt.

Die Leidenschaft fürs Unterrichten

Der Hörsaal der Universität Zagreb ist weit entfernt von den Klassenzimmern, in denen Nikolina heute unterrichtet. Während ihres Germanistik- und Kroatistikstudiums entdeckte sie eher zufällig ihre Berufung. Keine inspirierende Lehrerin weckte in ihr den Wunsch zu unterrichten, keine pädagogische Offenbarung stand am Anfang. Es war die Sprache selbst, die sie in ihren Bann zog.

„Schon als Kind habe ich ständig geschrieben – Geschichten, Aufsätze, alles, was mir in den Sinn kam“, erinnert sie sich. Diese frühe Leidenschaft schwingt bis heute in jedem ihrer Sätze mit. Wenn Nikolina vom Unterrichten spricht, klingt sie nicht wie jemand, der einen Job ausübt, sondern wie eine Künstlerin, die ihr Medium gefunden hat.

„Kroatisch zu vermitteln bedeutet für mich, nicht nur Vokabeln und Grammatik weiterzugeben, sondern ein Stück meiner Kultur, meiner Identität zu teilen.“ Aus dem akademischen Interesse hat sich eine Mission entwickelt: Brücken zu bauen zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft, verbunden durch die Melodie einer Sprache, die vielen fremd, aber durch Nikolinas Unterricht plötzlich vertraut erscheint.

Humor und Kreativität im Klassenzimmer

Wer Nikolinas Online-Unterricht besucht, braucht keinen Kaffee, um wach zu bleiben. Gelächter schallt regelmäßig durch die virtuellen Räume. „Ein Sprachkurs ohne Lachen ist wie ein kroatisches Essen ohne Olivenöl – technisch möglich, aber wozu?“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Diese Heiterkeit hat Methode. Wo andere Sprachlehrer mit erhobenem Zeigefinger auf Fehler hinweisen, schafft Nikolina eine Atmosphäre, in der Versprecher und grammatikalische Ausrutscher willkommen sind. „Manchmal üben wir sogar leichtes Schimpfen“, verrät sie verschmitzt. „Das gehört zur kroatischen Seele wie das Meer zur Küste.“

„Ich liebe es, Humor mit kulturellen Einblicken zu verbinden, damit sich die Schüler sicher fühlen, Kroatisch im Alltag zu verwenden. Das ist meine Priorität.“
Lehrerin Nikolina

Doch hinter der Leichtigkeit verbirgt sich durchdachte Pädagogik. Nikolina spürt ständig neue Ausdrücke auf, sammelt Redewendungen wie andere Briefmarken. „Wenn ich eine besonders saftige Phrase entdecke, teile ich sie sofort mit meinen Schülern.“ Für sie ist Sprache kein statisches Monument, sondern ein lebendiger Organismus, der sich ständig wandelt.

Statt ausgedachter Dialogsituationen wie „Herr Müller kauft drei Äpfel“ arbeitet sie mit Alltagssituationen, die ihre Schüler tatsächlich erleben könnten: Das Feilschen auf dem Fischmarkt von Split, die Bestellung des perfekten Kaffees in einem Zagreber Café oder das Entschlüsseln der Speisekarte in einem dalmatinischen Konoba. So wird Kroatisch von einer fremden Ansammlung komplizierter Laute zu einem Schlüssel, der echte Türen öffnet.

Fortschritte und Selbstvertrauen fördern

Es sind die kleinen Siege, die Nikolina antreiben. Wie jener Moment mit einem ihrer schüchternsten Schüler, dessen Name sie mit einem Lächeln erwähnt. „Wochenlang brachte ich kaum mehr als einsilbige Antworten aus ihm heraus“, erzählt sie. „Er verkrampfte sich bei jedem Versuch, einen vollständigen Satz zu formulieren, als stünde er am Abgrund.“

Dann kam der Tag, an dem etwas in ihm aufbrach. „Plötzlich sprudelte es aus ihm heraus – ein ganzes Gespräch auf Kroatisch, flüssig und natürlich. Mittendrin hielt er inne, überrascht von sich selbst, als hätte jemand anders aus ihm gesprochen.“ Diese Metamorphose von verkrampfter Stille zu selbstvergessener Sprachfreude nennt Nikolina ihren „Gänsehautmoment“.

Die junge Lehrerin hat längst erkannt, dass kein Lernweg dem anderen gleicht. Manche ihrer Schüler tauchen tief in grammatikalische Strukturen ein, bevor sie zu sprechen wagen. Andere stürzen sich kopfüber ins Gespräch und polieren die Feinheiten später nach. „Es gibt Tage, da kämpft selbst der begabteste Schüler mit jedem Wort“, sagt sie. „Und manchmal bin ich diejenige, die nicht in Höchstform ist. An solchen Tagen ändern wir einfach die Regeln des Spiels.“

Das Leben jenseits des Klassenzimmers

In Nikolinas Küche duftet es abwechselnd nach Italien und Kroatien. Die junge Sprachlehrerin schwört auf kulinarische Vielfalt – hier eine perfekte Lasagne, dort die traditionellen Sarma, gefüllte Kohlrouladen nach dem Rezept ihrer Mutter. „Kochen ist wie Sprache lernen“, sagt sie, während sie Tomatensoße abschmeckt. „Man beginnt mit grundlegenden Techniken und entwickelt mit der Zeit seinen eigenen Stil.“

Wenn sie nicht am Herd oder vor dem Bildschirm steht, verschlingt sie Bücher mit demselben Appetit wie ihre Gerichte. Die Romanreihe „Bridgerton“ hat sie „in einem Zug“ durchgelesen, lange bevor die Serie zum Netflix-Hit wurde. Sie lacht: „Natürlich liebe ich Liebesgeschichten. Aber ich kann genauso gut Dostojewski oder zeitgenössische kroatische Autoren genießen.“

„Familie und Freunde bedeuten mir alles – ich nehme mir immer Zeit für sie.“

Zwischen Unterrichtsstunden, Studium und Leidenschaften bleibt der Kern ihres Lebens unverändert: die Zeit mit Menschen, die ihr wichtig sind. „Mein Terminkalender mag voll sein, aber für gemeinsames Lachen und Gespräche finde ich immer eine Lücke“, betont sie mit einer Entschiedenheit, die keinen Widerspruch duldet.

Diese Verbindung zum Menschlichen spiegelt sich in ihrem Unterricht wider. Für Nikolina ist Kroatisch mehr als eine Ansammlung von Regeln und Vokabeln – es ist ein Schlüssel zu Herzen und Köpfen. Wenn sie einem deutschen Geschäftsmann beibringt, wie man auf Kroatisch ein Kompliment macht, oder einer schweizerischen Rentnerin die richtigen Worte für den Marktbesuch in Split vermittelt, öffnet sie Türen zwischen Welten.

„Sprache ist Freiheit“, sagt sie zum Abschluss. „Wer eine neue Sprache lernt, gewinnt nicht nur Worte, sondern eine neue Art zu denken, zu fühlen, die Welt zu sehen. Das ist es, was mich jeden Tag antreibt.“



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