Vom Familienrecht-Spezialist in den Unruhestand
Nach 36 Jahren als Familienrechts-Spezialistin verkaufte Dagmar im März 2023 ihre Kanzlei. Statt traditionellem Ruhestand beschreibt sie diese neue Lebensphase als Unruhestand voller Sinn und Entdeckungen. „Ich habe bewusst einen klaren Schnitt gemacht“, erklärt sie. „Ich will auch nichts mehr mit dem Büro zu tun haben. Ich führe jetzt bewusst ein anderes Leben.“

„Ich habe bewusst einen klaren Schnitt gemacht und führe jetzt bewusst ein anderes Leben.“
Die anspruchsvolle Welt des Familienrechts mit emotionalen Sorgerechtsstreitigkeiten und komplexen Vermögensauseinandersetzungen erforderte klare Grenzen. „Man muss sich abgrenzen können“, reflektiert Dagmar. „Die traurigsten Fälle waren immer die mit Kindern – wenn Eltern sich um Kinder gestritten haben. Kinder fühlen sich immer schuldig.“ Mit 67 hat sie nun einen völlig anderen Rhythmus angenommen: zweimal wöchentlich Fitnessstudio, einmal Yoga, ehrenamtliche Arbeit in zwei Hospizvereinen und die Betreuung des Pferdes ihrer Tochter Isabel, nachdem ihr geliebtes Pferd Nandoo im vergangenen August verstorben war. Ihre beiden Töchter – Nine, Architektin, und Isabel, Make-up-Artistin – sind beide beruflich eingespannt, doch die Familie hält engen Kontakt. Hunde waren schon immer zentral in ihrem Leben – obwohl sie kürzlich ihren 15-jährigen Begleiter verlor, genießt sie noch immer die Zeit mit ihrem munteren 17-jährigen Yorkshire Terrier.
Eine unerwartete Begegnung
Dagmars Begegnung mit dem Polnischen kam durch eine unerwartete Quelle – den Reitstall, in dem sie jahrzehntelang ihre Pferde hielt. Der Betrieb beschäftigte mehrere polnische Männer sowie deren Familien und junge polnische Studenten, die sich ihr Geld verdienten. „Die haben sich immer unheimlich bemüht, Deutsch zu sprechen“, erinnert sie sich. „Ich finde, das ist einfach eine Sache des Respekts, dass man sich dann auch selber bemüht, die andere Sprache zu lernen.“
Diese Geste des gegenseitigen Respekts entwickelte sich allmählich zu etwas Tieferem. Zu beobachten, wie diese Arbeiter natürlich in ihrer Muttersprache kommunizierten und sich gleichzeitig ihr zuliebe auf Deutsch verständigten, weckte Dagmars Neugier auf die polnische Kultur und Sprache. Was als praktische Überlegung begann – Wertschätzung für deren Bemühungen zeigen zu wollen – wurde zum Fundament für ein echtes sprachliches Abenteuer, das nun jeden Tag einen Teil ihrer Zeit einnimmt.
Die Herausforderung slawischer Klänge und Strukturen
Anfangs erschien ihr das Polnische völlig unverständlich. Dagmar hatte Jahre zuvor schon einmal Kroatisch versucht, als sie ein Ferienhaus bei Split besaß, doch diese Erfahrung bot wenig Grundlage für das Polnische. Die Grammatikstrukturen erwiesen sich als besonders herausfordernd – das komplexe Kasussystem und die Verbaspekte unterschieden sich völlig von deutschen Mustern.
„Für Deutsche ist es unheimlich schwierig, eine slawische Sprache zu hören – ich habe überhaupt nichts verstanden.“
Dennoch fesselte sie der Klang des Polnischen. „Die Sprache klingt einfach schön“, sagt sie. Diese ästhetische Wertschätzung half ihr, die anfänglichen Schwierigkeiten mit Kasusendungen, Verbaspekten und den komplexen Aussprachemustern zu überstehen, die Polnisch für deutsche Sprecher berüchtigt schwierig machen.
Durchbruchsmomente und wachsendes Selbstvertrauen
Der erste echte Durchbruch kam, als Dagmar tatsächlich versuchte, mit ihren Stallkollegen Polnisch zu sprechen. „Es war einfach schön zu sehen, dass die anderen sich freuen“, erinnert sie sich. „Das ist ja bei uns auch so – wenn wir merken, man kann überhaupt kein Deutsch und man versucht es dann wenigstens, da freuen wir uns auch.“ Diese gegenseitige Wertschätzung schuf eine positive Rückkopplung, die zu weiterem Lernen motivierte.
Ihr Polnisch-Einzelunterricht bei „Lernen wir Polnisch“ ist zu einem Eckpfeiler ihrer Lernreise geworden. Das Eins-zu-eins-Format bietet fokussierte Aufmerksamkeit, die Gruppenkurse einfach nicht leisten können. „In einem Kurs kannst du sagen, okay, ich kann es nicht, ich habe nicht gelernt oder was auch immer“, erklärt sie. „Das geht halt im Einzelunterricht nicht.“ Diese Verbindlichkeit, kombiniert mit dem personalisierten Ansatz, hat ihren Fortschritt erheblich beschleunigt. Sie hat dadurch das Selbstvertrauen gewonnen, mit der Sprache Risiken einzugehen, auch wenn perfektionistische Tendenzen sie sorgen ließen, sich zu blamieren.
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Tägliche Praxis und digitale Entdeckungen
Dagmars Herangehensweise an das Polnische hat sich zu einer nachhaltigen täglichen Praxis entwickelt. Sie entdeckte, dass Social-Media-Algorithmen zu ihren Gunsten arbeiten – regelmäßiges Betrachten polnischer Inhalte auf Instagram bedeutet einen stetigen Strom polnischer Videos. „Da sind sehr süße Sachen dabei, und man kann es anhalten, man kann notfalls auch mal ein Wort rausschreiben und nachgucken“, erklärt sie. Dieser moderne Ansatz ergänzt traditionellere Methoden und bietet Kontakt zu alltäglichem Polnisch statt nur zu Lehrbuchbeispielen.
„Mein Ziel: Ich denke und träume auf Polnisch.“

Netflix ist zu einem weiteren Lernwerkzeug geworden und bietet polnische Filme und Serien, oft mit Untertiteln. Der Kontrast zwischen formellen Unterrichtsaufnahmen und natürlichen Sprachmustern fasziniert sie. „Es ist ja ein Unterschied, ob im Lehrbuch man irgendwie einen Text hört, wo dann auch gezielt langsam und nett gesprochen wird, oder ob man eben Alltagspolnisch hört.“ Ihre kulturelle Immersion erstreckt sich auch auf die Küche – sie hat traditionelle Gerichte wie Pierogi und Kluski-Klöße gemeistert und sogar einen polnischen Osterkuchen für ihre Stallkollegen gebacken. Dieser multimediale Ansatz hält sie engagiert und baut allmählich Verständnisfähigkeiten auf, die formeller Unterricht allein nicht vermitteln könnte.
Storys von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften
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