Der Lehrer im Kinderzimmer
„In meinem Notizbuch standen Schülernamen und Zensuren. Für Klassenarbeiten schrieb ich dreißig separate Zettel – einen für jeden meiner imaginären Schüler“, schmunzelt Tomasz. „Stundenlang saß ich da und korrigierte akribisch jedes Blatt.“
„Als Kind verbrachte ich Stunden damit, so zu tun, als würde ich Hausaufgaben in meinem Schlafzimmer korrigieren.“
„Als Kind verbrachte ich Stunden damit, so zu tun, als würde ich Hausaufgaben in meinem Schlafzimmer korrigieren.“
An eine Lehrerlaufbahn dachte der Junge damals keineswegs – und doch war sein Spiel ein Vorbote des Kommenden. „Niemand hat mich zum Unterrichten gedrängt oder inspiriert. Meine innere Stimme sagte mir einfach: Das ist dein Weg“, erzählt er heute. Die kindliche Spielerei entwickelte sich zur echten Leidenschaft, die jahrelang im Verborgenen schlummerte, bis sich im Erwachsenenalter plötzlich die richtigen Türen öffneten.
Sprache durch Dialog statt durch Regeln
In seinem heutigen Unterricht setzt Tomasz auf unmittelbare Kommunikation statt trockener Grammatikpaukerei. Sein Credo ist die „direkte Methode“ – ein Ansatz, bei dem die Lernenden vom ersten Moment an ins kalte Wasser des praktischen Sprechens geworfen werden.
„Die direkte Methode kommt dem natürlichen Sprachgebrauch am nächsten“, erklärt der 44-Jährige. „In jeder 45-Minuten-Einheit dirigiere ich verschiedene Elemente wie ein Orchester, damit meine Schüler Polnisch nicht nur lernen, sondern wirklich erleben und begreifen.“
Was sich wie moderne Sprachdidaktik anhört, praktizierte Tomasz unbewusst schon in seinen Kindheits-Lehrspielen – damals im Dialog mit imaginären Schülern, heute im lebendigen Austausch mit Menschen aus aller Welt. In seinem Unterrichtsraum wird Sprache nicht als theoretisches Konstrukt behandelt, sondern durch aktives Sprechen zum Leben erweckt.
Der Moment, der alles verändert
Es gibt Augenblicke, die Tomasz immer wieder daran erinnern, warum er lehrt. Einer davon ereignete sich in einem seiner Deutschkurse, in dem eine 70-jährige Frau saß – ohne jegliche Vorerfahrung mit Fremdsprachen. Drei Wochen lang verharrte sie in komplettem Schweigen, wie gelähmt von einer unsichtbaren Barriere.
„Auf jede meiner Fragen kam nur ein ‚Jetzt nicht, Herr Tomasz’“, erzählt er. Doch dann, in Woche vier, geschah das Unerwartete: Die Mauer begann zu bröckeln. Zögerlich erst, dann immer mutiger, begann sie zu antworten. Als sie ihm zwei Monate später strahlend berichtete, dass sie ein Telefongespräch aus Deutschland verstanden hatte, war es für beide ein Triumph.
Solche Erlebnisse sind für Tomasz der eigentliche Lohn seiner Arbeit – jener Moment, in dem die Sprache aufhört, ein fremdes Konstrukt zu sein, und plötzlich zum natürlichen Ausdrucksmittel wird. „Wenn jemand spontan auf Polnisch antwortet, ohne vorher im Kopf zu übersetzen – das ist wahre Sprachmagie“, sagt er mit leuchtenden Augen.
Kleine Erfolge als täglicher Antrieb
Nicht Lob von außen oder berufliches Prestige halten Tomasz‘ Leidenschaft fürs Unterrichten am Leben – es sind die Fortschritte seiner Schüler. Jeder noch so kleine Entwicklungsschritt – sei es ein erster vollständiger Satz oder ein kurzes Alltagsgespräch auf Polnisch – gibt ihm den Antrieb, seinen Unterricht stetig weiterzuentwickeln.
„Sprache wird am wirksamsten vermittelt, wenn der Prozess fast unbewusst abläuft“, ist er überzeugt. „Der Lernfortschritt meiner Schüler motiviert mich, ihnen immer neue Türen zu öffnen.“
„Alles, was die Schüler betrifft,
ist für diese Schule wichtig —
sie hört zu und reagiert.“
Nach Erfahrungen an verschiedenen Sprachschulen schätzt Tomasz besonders den Ansatz von Lernen wir Polnisch. „Hier steht wirklich der Mensch im Mittelpunkt – mit all seinen individuellen Bedürfnissen und Lernwegen“, erklärt er und lobt die flexible, schülerorientierte Philosophie der Schule. Anders als in seinen Kinderspielen, wo Billy Idol unwiderruflich als Problemschüler abgestempelt war, erkennt Tomasz heute die einzigartige Lerngeschichte jedes einzelnen Schülers an und passt seinen Unterricht entsprechend an.
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Mit den Händen denken: Der Brotbäcker
Wenn Tomasz nicht gerade Polnisch lehrt, dreht sich sein Leben um seine Frau und die beiden Kinder, neun und zwölf Jahre alt. Besonders in der Küche findet der 44-Jährige seinen Ausgleich – beim Kneten von Hefeteig und Backen von Brot, weit weg von den abstrakten Sprachkonstrukten seines Berufsalltags.
„Schon als kleiner Junge bereitete ich Sandwiches für meinen Vater zu“, erzählt er und zieht damit eine Parallele zwischen seinen frühen Küchenabenteuern und seinem Weg zum Lehrer. Heute umfasst sein kulinarisches Repertoire zahlreiche polnische Spezialitäten, wobei selbstgebackenes Brot seine besondere Leidenschaft ist.
„Ich backe mein eigenes Brot, weil ich genau wissen möchte, was ich esse.“
In seltenen freien Momenten schwingt sich Tomasz aufs Fahrrad oder flüchtet in die polnischen Berge – Orte, an denen er vollständig abschalten kann. Diese bewusst gewählten Auszeiten folgen demselben Prinzip wie sein Unterricht: Authentizität statt Oberflächlichkeit, echtes Erleben statt theoretischer Konzepte.
Letztlich ist das Unterrichten für Tomasz keine antrainierte Fähigkeit, sondern die natürliche Fortsetzung dessen, was er schon immer in sich trug – vom kleinen Jungen mit dem Notenbuch zum erwachsenen Sprachvermittler. Mit jedem Schüler, der durch seinen Unterricht Selbstvertrauen im Polnischen gewinnt, schreibt sich eine Geschichte fort, die vor Jahrzehnten in einem Kinderzimmer begann, wo ein Junge namens Tomasz die Magie des Lehrens für sich entdeckte.
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