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Die Sprache, die entglitt
Deutsch war nicht Sarahs erste Sprache. Bis zum Kindergarteneintritt in Vorarlberg sprach sie ausschließlich Kroatisch mit ihrer Mutter, die während der jugoslawischen Gastarbeiterwelle in Österreich ankam. Die Mutter erzählt noch heute, wie Fabrikchefs damals mit Schildern am Bahnhof standen und Arbeiterinnen direkt von den Zügen abwarben. Doch mit dem ersten Kindergartentag änderte sich alles von heute auf morgen. Die Mutter wechselte vollständig ins Deutsche – eine pragmatische Entscheidung, um ihrer Tochter die Integration in die österreichische Gesellschaft zu erleichtern.
Das Kroatische verschwand nicht völlig – es zog sich nur in die Sommerferien zurück. Sarahs Großeltern kehrten nach Kriegsende nach Kroatien zurück und bauten dort ihr Haus und ihr Leben neu auf. Diese Sommerbesuche hielten die Sprache für Sarah am Leben, aber nur knapp. „Mein Kroatisch war ziemlich low level“, gibt sie zu. Ihr Wortschatz blieb auf Kinderniveau eingefroren, Jahr für Jahr die gleichen einfachen Sätze. Wenn die Großeltern zu Besuch nach Graz kamen, bat sie ihre Mutter, mit ihrem kleinen Sohn Kroatisch zu sprechen – doch Jahrzehnte des Deutschsprechens hatten selbst der Muttersprachlerin den Wechsel schwer gemacht.

„Ich habe mir immer gesagt, wenn ich ein Kind bekomme, dann lerne ich es wieder – ich möchte unbedingt, dass es zweisprachig aufwächst.“
Aufbauen, was nie gelehrt wurde
Das formale Kroatischlernen hat Sarah gezeigt, wie viel ihr gefehlt hatte. Die Umgangssprache, die sie von ihrer Familie aufschnappte – Menschen aus einem einfachen Dorf nahe Osijek in Slawonien – war funktional, aber begrenzt. Ihre Lehrerin weist regelmäßig auf den Unterschied zwischen Sarahs häuslichem Kroatisch und der Standardsprache hin. „Sie kommen vom Land, aus einem einfachen Dorf“, erklärt Sarah. „Das ist sehr anders als in Zagreb.“
Die grammatische Struktur der Sprache war völliges Neuland. Sarah hatte nie bewusst über die sieben Fälle nachgedacht, über das mobile „a“ oder die zahllosen Ausnahmen, die das Kroatische regeln. Sie hatte einfach durch Zuhören Muster aufgenommen, ohne je die zugrundeliegenden Regeln zu lernen. Jetzt alles schriftlich zu haben, nachschlagen zu können, Fragen zu stellen und korrigierte Hausaufgaben zurückzubekommen, ist transformativ. Kürzlich hat sie sich sogar selbst verbessert – ein kleiner Moment, der echten Fortschritt signalisierte. Auch das Schreiben auf Kroatisch war völlig neu. Jahrelang war es eine rein gesprochene Sprache gewesen, etwas Gehörtes, nicht Geschriebenes.
Das Zirkusleben in Graz
Sarahs Leben geht weit über das Sprachenlernen hinaus. Sie sitzt im Vorstand des Grazer Jongliervereins, dessen Mitglieder sich regelmäßig in einer Turnhalle zum gemeinsamen Training treffen. Vor der Geburt ihres Sohnes verschlang Luftakrobatik einen Großteil ihrer Freizeit. Sie macht auch Hula Hoop und tanzt leidenschaftlich gern. „Es ist ruhiger geworden“, sagt sie über ihr Zirkusengagement seit der Mutterschaft. Die österreichische Zirkusszene funktioniert anders als in Ländern wie Frankreich oder Belgien, wo Zirkuskunst respektierte Berufe sind. In Österreich haftet der Zirkusarbeit noch ein Stigma an – die alte Haltung von „ich gehe lieber nicht zum Zirkus, lerne was Gescheites“ hält sich hartnäckig.
„Ich merke es bei manchen Schülern – die Aussprache ist total schwierig, und ich verstehe das, wenn man nie zuvor gehört hat, wie es eigentlich klingen soll.“
Dennoch bleibt Sarah organisatorisch stark eingebunden. Sie hilft, die Lange Nacht des Jonglierens jeden Dezember zu koordinieren und das jährliche österreichweite Treffen, das Zirkusbegeisterte für ein Wochenende zum Training und Austausch zusammenbringt. Mit dem familiären Unterstützungsnetzwerk in Vorarlberg und nur ihr und ihrem Mann für die Kinderbetreuung in Graz hat sich der Zirkus von Performance zu Community-Building verschoben. Aktuell absolviert sie die Ausbildung zur Fachsozialbetreuerin, nachdem sie zuvor als Meisterschneiderin und angehende Modistin gearbeitet hat. Ihr Sohn, jetzt anderthalb Jahre alt, beginnt gerade in der Kinderkrippe, was Sarah bald die Rückkehr ins Berufsleben ermöglichen wird.
Grammatik als Durchbruch
Monatelang fühlte sich Grammatik wie eine undurchdringliche Wand an. Dann kam eine kürzliche Hausaufgabe, die alles veränderte. Sarah erledigte die Übungen, ohne ihre Notizen konsultieren zu müssen – und hatte alles richtig. „Das war ein guter Moment“, reflektiert sie. „Ich hatte das Gefühl, so jetzt geht endlich was weiter, weil lange war es so uff uff uff.“ Der Moment bedeutete mehr als korrekte Deklinationen – er markierte den Wechsel von passivem Wissen zu aktiver Kontrolle.
Die Kleingruppenarbeit im Unterricht hat diesen Fortschritt beschleunigt. Wenn die Klasse sich in Zweier- oder Dreiergruppen aufteilt, werden die Gespräche intimer und fokussierter. „Das macht den ganzen Austausch nochmal ein bisschen intensiver“, erklärt Sarah. Die kleinere Umgebung schafft Raum für engere Verbindungen zwischen den Lernenden und lässt das Online-Format fast wie ein gemeinsamer Raum wirken. Diese Struktur hat ihr geholfen, über die einfachen, repetitiven Sätze hinauszukommen, die sie mit ihrem Sohn verwendet – gemeinsames Bilderbuchlesen hat ihren Wortschatz um Tiere und Pflanzen erweitert, aber der formale Unterricht lehrt sie, wie die Sprache darunter wirklich funktioniert.
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Praktische Vorteile und Ängste überwinden
Sarahs Kroatisch hat sich bereits beruflich als wertvoll erwiesen. Im August, während eines Bewerbungsgesprächs, leuchteten die Augen des Projektleiters auf, als er „BKS“ in ihrem Lebenslauf sah. Graz hat eine beträchtliche Population von Bosnisch-Kroatisch-Serbisch-Sprechenden, und in der Sozialarbeit vereinfacht die Kommunikation in der Muttersprache Abläufe und schafft sofortige Sympathie. Während der Fokus auf dem Deutschlernen der Klientinnen und Klienten bleibt, glätten Sarahs Sprachkenntnisse bestimmte Interaktionen und verschaffen ihr Sympathiepunkte bei dankbaren Menschen.
„Fehler sind nichts Negatives oder Schlechtes – sie sind eigentlich total gut, weil so lernt man, so kommt man vorwärts.“

Ihr Rat für neue Lernende konzentriert sich auf das Eintauchen in die Sprache und das Überwinden psychologischer Barrieren. Kroatische Serien schauen, selbst bekannte wie Friends mit Untertiteln. Musik hören, um die Sprachmelodie zu verinnerlichen – etwas, mit dem viele Lernende kämpfen, wenn sie Kroatisch nie zuvor gesprochen gehört haben. Spanisch lernte sie auf die gleiche Weise, schaute unzählige Filme, um den Rhythmus zu internalisieren. Sarah empfiehlt auch, Muttersprachlern in Cafés zuzuhören und bei Veranstaltungen wie Grazer Sprachencafés nach Tandempartnern zu suchen. Am wichtigsten betont sie, eine gesunde Beziehung zu Fehlern zu entwickeln. „Es ist eigentlich total unnötig, Hemmungen zu entwickeln“, beharrt sie. Sprachenlernen verläuft in Wellen – Phasen der Stagnation gefolgt von plötzlichen Durchbrüchen. Der Schlüssel liegt darin, die schwierigen Abschnitte durchzustehen und sich daran zu erinnern, dass Kommunikation wichtiger ist als Perfektion.
Storys von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften
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