Wenn Solidarität Ukrainisch spricht

Anait | Schülerin

Anaits Weg zum Ukrainischen begann nicht mit familiären Wurzeln oder beruflichen Ambitionen, sondern aus tiefer Überzeugung. Die Berliner Biochemikerin entdeckte, dass Sprachenlernen ein Zeichen des Respekts sein kann – eine Brücke zwischen Kulturen und ein Bekenntnis zu demokratischen Werten in Europa.

Schülerin Anait

Zeichen des Respekts und der Solidarität

Anaits Motivation, Ukrainisch zu lernen, entspringt einer tiefen Überzeugung von Gerechtigkeit und europäischer Einheit. Als Russlands Angriff auf die Ukraine begann, fühlte sie sich zum Handeln gedrängt. Für sie bedeutet das Erlernen des Ukrainischen mehr als nur eine neue Fertigkeit – es ist ein Zeichen des Respekts und der Solidarität mit einer Nation, die für ihr demokratisches Existenzrecht kämpft.

„Es ist ein Zeichen des Respekts und der Solidarität“

„Ich finde es sehr wichtig, dass demokratische Nationen und Europa – und die Ukraine gehört für mich dazu – sich verbinden und zusammenarbeiten“, erklärt sie. In Berlin aufgewachsen mit kaukasischen Namen, die das mögliche armenische und georgische Erbe ihrer Familie widerspiegeln, versteht Anait die Komplexität von Identität und Zugehörigkeit. Ihr Vater kannte seine Abstammung nie vollständig, doch diese Ungewissheit lehrte sie, dass Wurzeln zwar historisch interessant sind, aber nicht definieren, wer man wird.

Von Reagenzgläsern zur Übersetzung

Anaits beruflicher Werdegang liest sich wie eine europäische Odyssee. Nach zwölf Jahren in der biochemischen Forschung, darunter Studien in Potsdam und zweieinhalb Jahre Arbeit in der Nähe von Paris, sehnte sie sich nach menschlicher Verbindung. Die Laborumgebung mit ihren Reagenzgläsern und unsichtbaren Proteinen wirkte zunehmend isolierend.

Die Zusammenarbeit mit ihrem portugiesischen Chef und Kollegen, darunter einer aus Litauen, öffnete ihr die Augen für den Reichtum multilingualer Kooperation. Diese Erfahrung, verbunden mit einer persönlichen Krise, ließ sie ihren Karriereweg überdenken. Sie erkannte, dass ihre Liebe zu Sprachen mehr als nur ein Hobby sein könnte – sie könnte ihr neuer Beruf als Übersetzerin werden.

Leben jenseits des Labors

In dieser Übergangsphase ihres Lebens entdeckt Anait sich neu. Sie schätzt die Beziehung zu ihrem siebenjährigen Neffen, der letztes Jahr eingeschult wurde. Ihre gemeinsame Zeit bedeutet, ihn beim Spielen führen zu lassen, seiner Kreativität zuzuschauen und einfach mit seinen fantasievollen Ideen zu kooperieren.

Auch ihre Interessen entwickeln sich weiter. Einst leidenschaftlich dem Langstreckenlauf und den Künsten zugetan, arbeitet sie daran, diese ruhenden Hobbys wieder zu aktivieren. Reisen und Outdoor-Aktivitäten reizen sie noch immer, doch sie entwickelt auch ein ausgeprägtes Interesse für Sicherheitspolitik und militärische Themen. Sie erwägt sogar, als Übersetzerin zur Bundeswehr zu gehen und ist einer Organisation beigetreten, die deutsche Veteranen unterstützt.

Die Herausforderung slawischer Komplexität

Anaits sprachliche Reise mit dem Ukrainischen baute auf früheren Erfahrungen mit Polnisch im Alter von zwölf Jahren und Tschechisch an der Universität auf. Diese Grundlage half ihr, die zusätzlichen grammatischen Fälle zu bewältigen, die es im Deutschen nicht gibt, obwohl Ukrainisch dennoch einzigartige Herausforderungen bot.

Auch das kyrillische Alphabet war nicht völlig fremd – ihre Neugier auf Vladimir Vysotskys Lieder hatte sie Jahre zuvor motiviert, es zu lernen. Sie wollte die regimekritischen Texte des russischen Sängers verstehen, die Mitreisende an Lagerfeuern sangen. Was sie am meisten am Ukrainischen überrascht, sind die subtilen Unterschiede zu anderen slawischen Sprachen, besonders die konsequente Verwendung von Personalpronomen. Fasziniert ist sie auch von der komplizierten Familienbeziehungs-Terminologie, die es in germanischen Sprachen nicht gibt – sie entdeckte, dass Verheiratetsein für Männer und Frauen unterschiedlich ausgedrückt wird und dass Schwiegereltern verschiedene Bezeichnungen haben, je nachdem, ob man Ehemann oder Ehefrau ist.

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Kulturelle Brücken durch Sprache

Das Leben in Frankreich lehrte Anait wertvolle Lektionen über kulturelle Anpassung. In einer kleinen Stadt außerhalb von Paris entdeckte sie, dass viele Franzosen es vorzogen, nicht Englisch zu sprechen, was sie zwang, sich schnell an Französisch zu gewöhnen. Diese Erfahrung verstärkte ihren Glauben, dass Sprachenlernen wesentliche Brücken zwischen Kulturen schafft.

„Es ist so wichtig, dass Menschen in Europa miteinander sprechen, dass sie die Sprachen lernen“

Ihre Zeit in Polen im Alter von zwölf Jahren hinterließ einen bleibenden Eindruck slawischer Gastfreundschaft. Bei einer großzügigen Familie zu bleiben, die ihre kleine Wohnung, reichliches Essen und herzliche Begrüßung mit völlig Fremden teilte, verkörperte für sie ein ausgesprochen slawisches Konzept der Gastfreundschaft. Jetzt, da sie Ukrainisch lernt, gewinnen diese Erinnerungen neue Bedeutung – sie verbinden sie nicht nur mit der polnischen Kultur, sondern mit der breiteren slawischen Welt, zu der die Ukraine gehört. Diese Erfahrungen nähren ihre Überzeugung, dass Europäer miteinander sprechen, Sprachen lernen und verschiedene Kulturen verstehen müssen – etwas, das ihrer Ansicht nach mit jedem Jahr wichtiger wird.



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