Grand Press 2025 zeichnet Polens beste Journalistinnen und Journalisten aus

Lernnachrichten | 15.12.2025

In dieser Ausgabe von Lernnachrichten Polnisch geht es um eine der wichtigsten Journalismus‑Preisverleihungen des Landes, ihre Gastgeberstadt und den Grund, warum ein Front‑Reporter den Hauptpreis erhielt – sowie um weitere preisgekrönte Recherchen zu Politik, Religion und Desinformation.

Grand Press 2025 zeichnet Polens beste Journalistinnen und Journalisten aus

Die Meldung auf Polnisch

W Warszawie odbyła1 się gala2 Grand Press 2025, ważna nagroda dla dziennikarzy. Tytuł Dziennikarza Roku dostał reporter3 wojenny Michał Przedlacki. Nagrodzono też teksty o tajnym spotkaniu polityków, trudnej ciąży4 i aborcji5, wydatkach posłów, listach Jana Pawła II oraz o sprawdzaniu fałszywych6 informacji.

  1. odbyć się
    mieć miejsce, dziać się w określonym czasie i miejscu ↩︎
  2. gala  (f.)
    uroczyste, eleganckie wydarzenie, często z rozdaniem nagród ↩︎
  3. reporter  (m.)
    dziennikarz, który zbiera informacje i relacjonuje wydarzenia, często z miejsca ich trwania ↩︎
  4. ciąża  (f.)
    stan, kiedy kobieta nosi dziecko w brzuchu przed jego urodzeniem ↩︎
  5. aborcja  (f.)
    zabieg medyczny, w wyniku którego przerywa się ciążę ↩︎
  6. fałszywy
    nieprawdziwy, niezgodny z faktami, udający coś innego ↩︎

Übersetzung

In Warschau fand die Gala des Grand Press 2025 statt, eines wichtigen Journalistenpreises. Den Titel „Journalist des Jahres“ erhielt der Kriegsreporter Michał Przedlacki. Ausgezeichnet wurden auch Texte über ein geheimes Treffen von Politikern, eine schwierige Schwangerschaft und einen Schwangerschaftsabbruch, die Ausgaben von Abgeordneten, die Briefe von Johannes Paul II. sowie über die Überprüfung falscher Informationen.

Textverständnis

Question 1: Wo fand die Grand‑Press‑2025‑Gala statt?

Die Grand‑Press‑2025‑Gala fand in Warschau statt.

Question 2: Welche Art von Journalist ist Michał Przedlacki, der den Titel Journalist des Jahres erhalten hat?

Michał Przedlacki ist ein Kriegsreporter.

Lernwörter

PolnischDeutsch
odbyć się stattfinden
gala  (f.)die Gala
reporter  (m.)der Reporter
ciąża  (f.)die Schwangerschaft
aborcja  (f.)der Schwangerschaftsabbruch / die Abtreibung
fałszywy falsch

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Die Meldung in voller Länge

Am Sonntag sind im Polnischen Theater in Warschau die Preise des Grand Press 2025 verliehen worden – einer der wichtigsten Auszeichnungen für Journalistinnen und Journalisten in Polen. Die Gala markierte die 29. Ausgabe des Wettbewerbs, der seit 1997 vom Medienmagazin „Press“ organisiert wird. Prämiert wird hochwertiger Journalismus in vielen Kategorien – von Eilmeldungen über lange Reportagen bis hin zum Lokaljournalismus.

Den Titel Journalist des Jahres 2025 erhielt Michał Przedlacki, Reporter des Investigativformats „Superwizjer“ bei TVN24. Ausgezeichnet wurde er vor allem für seine Kriegsberichterstattung aus der Ukraine. Die Jury betonte die Bedeutung seiner Frontberichte, die polnischen Zuschauerinnen und Zuschauern die Realität des russisch‑ukrainischen Krieges und dessen Folgen für Zivilisten und Soldaten näherbrachten.

Für besonders viel Gesprächsstoff sorgte in diesem Jahr die Kategorie Nachrichten. Der Preis ging an Mariusz Gierszewski von Radio ZET und Dominika Długosz von „Newsweek Polska“. Ihre Recherche machte ein nächtliches Treffen publik, das der damalige Sejmmarschall Szymon Hołownia mit einem Vertreter der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) im Haus des PiS‑Europaabgeordneten Adam Bielan hatte. Das Treffen fand wenige Tage nach der offiziellen Bekanntgabe des Ergebnisses der Präsidentschaftswahl statt, bei der sich Karol Nawrocki in der Stichwahl durchgesetzt hatte.

Der Bericht der beiden Journalist*innen schilderte, wie Hołownia spätabends zu einem privaten Abendessen mit Bielan und führenden PiS‑Politikern erschien, darunter Parteichef Jarosław Kaczyński und der Politiker Michał Kamiński. Ihre Veröffentlichung vom 4. Juli löste heftige politische Debatten und eine Krise innerhalb der Regierungskoalition aus – schließlich gehörte Hołownias Partei einer Regierung an, die in Konkurrenz zu PiS steht.

Für zusätzliche Brisanz sorgte eine Debatte darüber, wie die Information über das Treffen überhaupt an die Medien gelangt war. Adam Bielan warf öffentlich Mitgliedern des Staatlichen Schutzdienstes (SOP), der für den Schutz hoher Staatsvertreter zuständig ist, einen Leak vor. Nach seiner Darstellung konnten nur die SOP‑Beamten, die Hołownia bewachten, von dem Abendessen wissen; er deutete an, die Indiskretion sei politisch motiviert und stehe im Zusammenhang mit Ministerpräsident Donald Tusk. Bielan erklärte, Journalist*innen hätten angeblich von Politiker*innen erfahren, die die SOP beaufsichtigen. Diese Vorwürfe wurden zwar breit berichtet, aber nicht unabhängig bestätigt.

Szymon Hołownia wiederum betonte in mehreren Fernsehinterviews, es sei bei den Gesprächen mit Kaczyński, Bielan und Kamiński weder um die Bildung einer neuen Koalition noch um ein Angebot gegangen, ihn zum Ministerpräsidenten zu machen oder ihn nach November 2023 als Sejmmarschall im Amt zu halten. Er räumte ein, dass das Juli‑Abendessen nicht das erste Treffen dieser Runde gewesen sei; ein früheres sei abgebrochen worden, und man habe verabredet, das Gespräch fortzusetzen. Hołownia argumentierte, solche Runden seien Teil eines normalen politischen Dialogs, Kritiker stellten hingegen Geheimniskrämerei und Zeitpunkt infrage. Die Grand‑Press‑Jury konzentrierte sich vor allem auf die öffentliche Bedeutung der Enthüllung eines Vorgangs, der eigentlich im Verborgenen bleiben sollte.

Bei der Gala sprach Dominika Długosz über den Journalistenberuf selbst – über die Spannung zwischen hohen Ansprüchen der Reporter*innen und den oft begrenzten sichtbaren Auswirkungen ihrer Arbeit. Entscheidend sei für sie, Informationen ans Licht zu bringen, die Mächtige lieber geheim halten würden – das mache Journalismus in ihren Augen „zum besten Beruf der Welt“.

Zu den großen Gewinnerinnen des Abends zählt auch Ewa Raczyńska vom Portal Onet, die in der Kategorie Reportage Print/Online ausgezeichnet wurde. Ihr Text „‚Bis zum Schluss hoffte ich, Felek zur Welt zu bringen.‘ Anitas Geschichte im Feuer von Vorwürfen und Kommentaren“ erzählt von einer Frau, deren Ärzt*innen sie über den Zustand ihrer Schwangerschaft falsch informierten und sie in eine psychiatrische Klinik einwiesen. Nachdem sie sich in der 37. Woche für einen Schwangerschaftsabbruch entschied, wurde sie zur Zielscheibe massiver Online‑Hetze. Gelobt wurde die Reportage für ihre genaue Rekonstruktion der Abläufe und die sensible Darstellung eines Themas, das die öffentliche Debatte in Polen stark polarisiert.

Grand Press 2025 zeichnet Polens beste Journalistinnen und Journalisten aus
Grand Press 2025 zeichnet Polens beste Journalistinnen und Journalisten aus

In derselben Kategorie war eine weitere Onet‑Journalistin nominiert: Monika Waluś für ihren Artikel über einen rätselhaften Todesfall in Miami, bei dem Fentanyl und ein polnischer Promoter eine Rolle spielten. Der Beitrag zeigt, dass polnische investigative Recherchen zunehmend auch über die Landesgrenzen hinausreichen.

Die Kategorie Investigativjournalismus gewannen Rafał Stangreciak und Grzegorz Łakomski aus der TVN24‑Sendung „Czarno na białym“ („Schwarz auf Weiß“). Ihre dreiteilige Reihe „Sehr geehrte Abgeordnete“ – mit den Beiträgen „Staubsauger“, „Geisterbüros“ und „Was ist so schlimm am Abrechnen?“ – nahm die Finanzberichte der Wahlkreisbüros polnischer Abgeordneter unter die Lupe. Sie zeigten, wie öffentliche Gelder ausgegeben wurden, deckten fragwürdige Kosten und Büros auf, die vor allem auf dem Papier zu existieren schienen. Selbst die Autoren bezeichneten die Auszeichnung als Überraschung und erklärten, das Verhalten der Politiker habe ihre Geschichte gewissermaßen selbst geschrieben.

In der Kategorie Fernseh‑/Video‑Reportage setzte sich TVN24‑Reporter Marcin Gutowski mit seiner Serie „Das Geheimnis der Korrespondenz“ durch. In drei Filmen – „Ein Kauf für Millionen“, „Der Weg in den Vatikan“ und „Der Skandal in Boston“ – untersuchte er mehrere hundert Briefe zwischen der polnischen Philosophin Anna Teresa Tymieniecka und Karol Wojtyła, dem späteren Papst Johannes Paul II. Das Material beleuchtet eine langjährige intellektuelle und persönliche Beziehung und zeigt, wie diese auf Millionen geschätzten Briefe jahrelang unter Verschluss blieben.

Den Preis in der Kategorie Interview erhielt Piotr Jacoń von TVN24 für ein ausführliches Gespräch mit dem Schauspieler Maciej Stuhr, ausgestrahlt in der Reihe „Bez polityki“ („Ohne Politik“) auf TVN24+. Im Mittelpunkt des Interviews standen Trauer und Abschied von einem nahestehenden Menschen – insbesondere dann, wenn das letzte Lebensstadium nicht sofort erkannt wird. Jacoń erklärte, er habe die emotionalen und gesellschaftlichen Schwierigkeiten rund um Tod und Sterben ansprechen wollen, Themen, die in der öffentlichen Diskussion häufig ausgeklammert werden.

Auch andere Kategorien zeigten die Bandbreite der polnischen Medienlandschaft. Der Preis für Fachjournalismus und neue Formen ging an ein Team des Architekturmagazins „Architektura‑murator“ – Dorota Niećko, Agata Gumółka, Karol Gruszka und Szymon Starnawski – für ihre Reportage „Fest srogi familok“, die von einem gewaltigen Wohnblock erzählt, der fast wie eine eigene Kleinstadt funktioniert. Michał Janczura von Wirtualna Polska gewann mit seiner Podcast‑Serie „Szarlatan“ („Scharlatan“) die Kategorie Audio‑Reportage, und Piotr Guzik vom Regionalportal OPOlska360 wurde für seinen lokalen und regionalen Journalismus ausgezeichnet.

In der Kategorie Kommentar/Publizistik ging der Preis an Rafał Kalukin vom Wochenmagazin „Polityka“ für seinen Text „Gry w przegraną“ („Spiele im Verlieren“). Den Titel Reportagebuch des Jahres 2025 teilen sich zwei Werke: „Pinezka. Notizen von der polnisch‑belarussischen Grenze“ von Professorin Urszula Glensk und „Heweliusz. Das Rätsel der Ostsee‑Katastrophe“ von Adam Zadworny. Der Bohdan‑Tomaszewski‑Preis für Sportjournalismus ging an Janusz Pindera.

Eine besondere Auszeichnung, der Grand‑Press‑Veritas‑Preis für herausragende Faktenprüfung und den Kampf gegen Desinformation, wurde den Redaktionen von „Sprawdzamy“ und „Wykrywacz kłamstw“ beim öffentlich‑rechtlichen Sender TVP Info verliehen. Ebenfalls nominiert waren die Fact‑Checking‑Einheit des Portals Konkret24 und ein Team der Polnischen Presseagentur – ein Zeichen für den wachsenden Stellenwert des Kampfs gegen Falschinformationen in Polen.

Der Jury des diesjährigen Grand Press gehörten Chefredakteur*innen und Medienmanager*innen aus unterschiedlichen Häusern und politischen Lagern an: unter ihnen Andrzej Andrysiak („Gazeta Radomszczańska“), Mariusz Janicki („Polityka“), Magda Jethon (Radio Nowy Świat), Barbara Kasprzycka (Wirtualna Polska), der TV‑Manager Edward Miszczak (Polsat) sowie Vertreter*innen von TVN24, der Polnischen Presseagentur, regionalen Mediengruppen und der internationalen Agentur AFP. Einer der Juroren, Jacek Żakowski, war einst der erste Träger des Titels „Journalist des Jahres“. Die Jury erklärte, sie habe ihre Entscheidungen nach der handwerklichen Qualität der Berichte, ihrer öffentlichen Relevanz, Originalität und der Einhaltung journalistischer Ethik getroffen.

Für Leserinnen und Leser außerhalb Polens bieten die Grand‑Press‑Preise einen Einblick in die Medienlandschaft des Landes. Die Ausgabe 2025 rückte internationale Themen wie den Krieg in der Ukraine und historische Fragen rund um Johannes Paul II. ebenso ins Licht wie zutiefst innenpolitische Debatten – von den Ausgaben der Parlamentsbüros über reproduktive Rechte bis hin zu geheimen Gesprächen zwischen politischen Lagern. Zusammengenommen zeichnen die prämierten Stücke das Bild eines polnischen Journalismus, der Macht kontrolliert, sensible gesellschaftliche Fragen auslotet und mit neuen Erzählformen experimentiert.

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